Der Bau und zugleich die Einrichtung eines Freigeheges ist eine herausfordernde Aufgabe, wobei der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Die Kosten hierfür sind nicht zu unterschätzen und betragen mindestens 500-1000 € und mehr. Jedoch macht das Bauen auch großen Spaß und je mehr man sich damit beschäftigt, umso wohler werden sich die Tiere fühlen.



Einrichtung des Frühbeetes

Bodenbeschaffenheit
Der Boden im Frühbeet muss locker und grabfähig sein und sollte die Feuchtigkeit gut halten. Am natürlichsten ist normale Gartenerde oder Maulwurfserde. Diese kann aber auch – um die Feuchtigkeit besser zu halten – mit Floraton3 gemischt werden. Floraton3 kann aber auch als alleiniges Produkt verwendet werden und kommt gern bei Jungtieren zum Einsatz. Ich streue immer noch etwas Pinienbark (Floragard) mit rein, was meine Schildkröten gern annehmen. Gleichzeitig wird hier noch ein wenig Panzerpflege begangen.


   


Schalen & Näpfe
Im Frühbeet muss stets eine Wasserschale vorhanden sein, damit die Tiere immer eine Trink- und Bademöglichkeit haben. Dies ist besonders wichtig, wenn das Wetter schlecht ist und die Tiere nicht ins Freiland können. Besonders im Frühjahr gibt es noch kalte Tage, an denen unsere Tiere im Frühbeet bleiben müssen, dennoch darf es an nichts mangeln. Hier empfehle ich flache Gefäße, wie Blumenuntersetzer oder Schalen aus Kunststoff, Polyharz oder Terrakotta, die der Größe des Tieres entsprechen. Dies heißt, auch das größte Tier muss Platz zum Baden und Trinken haben, jedoch darf das kleinste Tier nicht darin ertrinken. Wer das Abkoten im Trinkgefäß vermeiden möchte, kann auch eine Stülptränke verwenden. Aus dieser kann dann aber nur getrunken werden und ein weiteres Gefäß zum Baden muss bereit gestellt werden. Beim Anbieten von Heu kann dieses auch in Futtertrögen gereicht werden. Der Vorteil besteht darin, dass das Heu nicht direkt in Berührung mit dem feuchten Boden kommt, somit nicht so schnell schimmelt und es kann durch Kot und Urin nicht verschmutzt werden.


 

Blumenuntersetzer aus Kunststoff      Futter- oder Trinkschale aus Polyharz


 

Stülptränke von Bruja                                           Futtertrog von Bruja


Weiterhin empfehle ich Untersetzer aus Terrakotta, da diese sehr hübsch und natürlich aussehen. Bei kleineren Schildkröten verwende ich unglasierte Untersetzer, die eine eher raue Oberfläche haben, damit die kleinen Schildkröten nicht ab- oder ausrutschen und die Gefahr des Ertrinkens minimiert wird. Außerdem sollten die Gefäße am Rand flach sein, damit jeder Schildkröte diesen einfach überklettern kann. Nur meine subadulten und adulten Tiere haben glasierte Terrakotta-Untersetzer, die sich erheblich leichter reinigen lassen. Ich reinige die Schalen unter klarem Wasser mit Hilfe eines Schwammes und trockne diese an der Sonne. Somit sind sie auch gleich „desinfiziert“ ohne das chemische Mittel verwendet werden.


 

Terrakotta-Schalen unglasiert                              Terrakotta-Schalen glasiert


An sehr heißen Tagen, biete ich den Schildkröten extra große Badegefäße an, die sie dann freiwillig nutzen können.


Auch frisch gesäuberte Trinkschalen werden sofort ausgiebig genutzt. Erst Trinken, dann baden...



Zum Füttern verwende ich abgeflachte Blumenuntersetzer (z. B. für Agrobs) oder Stein- platten. Ansonsten wird das Futter im Gehege beliebig verteilt. Hier sind die Tiere dazu gezwungen ihr Futter selbst zu „suchen“, was der Natur am ähnlichsten kommt. Dies ist besonders ratsam, wenn man „verfressene“ Tiere hat, somit müssen sich auch diese bewegen, ihre Nahrung suchen und peilen nicht sofort den prächtig gefüllten Futternapf an und schlagen sich den Bauch voll.



Terrazzo-Steinplatte und Buchsteinplatte



Versteckmöglichkeiten
Für die Nacht oder zum Zurückziehen ist eine Versteckmöglichkeit unerlässlich. Hier bieten sich Korkröhren, Holzbrücken, PVC-Rohr (in der Mitte geteilt), Tontöpfe oder Firststeine (vom Dach) an. Im Handel sind aber auch PVC-Höhlen oder Brücken zu erwerben. Weiterhin kann eine eigene Schutzhütte z. B. mit Deckelheizung gebaut werden.


 

Korkröhre                                                              Holzbrücke von Marion Minch


 

halbiertes PVC-Rohr                                                          Firststein


 

PVC-Höhle                                                              Schutzhütte mit Deckelheizung von Marion Minch



Klettermöglichkeit
Nach Möglichkeit sollten auch im Frühbeet Klettermöglichkeiten bereit stehen. Empfehlenswert sind diverse Natursteine, Korkrinden, Äste oder Wurzeln sowie Kletter- und Pflanzsteine. Eine interessante Gestaltung kann durch Aufschütten kleiner Hügel erfolgen. Durch das Einbringen von Steinen, werden die Krallen auf ganz natürliche Art abgenutzt. Auch stumpfe Fliesen, Bruch oder Terrazzo-Platten bieten sich zur Gestaltung an.

 

  

diverse Steine aus dem Garten                                         Mangrovenwurzel



Naturwurzel von einem alten Obstbaum



Bepflanzung
Eine Bepflanzung des Frühbeetes bietet zusätzliche Versteckmöglichkeiten. Pflanzt oder sät man Wildkräuter aus, dienen diese gleichzeitig als Futterangebot. Bewährt hat sich auch das Ausstechen kleinerer Rasenflächen. Es können aber auch Pflanzen wie Lavendel, Rosmarin, Funkie, diverse (Zier-)Gräser oder Dreimaster usw. gepflanzt werden. Es muss nur darauf geachtet werden, dass die gewählten Pflanzen nicht zu groß werden.



Technik
Eine genaue Beschreibung befindet sich unter Technik.



Wie sollte gestaltet werden?
Strom sollte bereits installiert sowie die Steckdosen montiert sein. Nun kann das Frühbeet mit dem gewählten Substrat (Garten- oder Maulwurfserde, Floraton3 oder gemischt) aufgeschüttet werden. Hierbei sollte das Frühbeet nicht mehr betreten werden, damit das Substrat locker bleibt und nicht festgetreten wird. 


Beispiel für die Inneneinrichtung eines Jungtiergeheges im Alltop-Beet.


Einrichtung eines Doppelfrühbeetes aus 16 mm Polycarbonat-Platten für die adulten Tiere.


Im Frühbeet wird eine Querstange befestigt, an der die Reflektoren angebracht werden. Es ist wieder zu beachten, dass verschiedene Klimazonen geschaffen werden. Schildkröten benötigen auch im Freiland unterschiedliche Zonen nach Temperatur und Bodenfeuchte. 


 kühle Zone mittelwarme Zone  sehr warme Zone
• dunkel, möglichst kaum Licht 
Bodensubstrat ist feucht,
   locker und grabfähig

• dient zum „Abkühlen“,
   ausruhen, zurückziehen
Schlafbereich
Versteckmöglichkeiten
• hell, UV-Lampe
Futterplatz
Trink- und Badeschale
Substrat leicht feucht
• Klettermöglichkeiten

Steinplatten, Äste usw.
• trocken
Tageslichtlampe
Wärmespot
• Sonnenplatz zum
   Aufwärmen

Möglichkeit, die Strahler im Frühbeet anzubringen.


Hier die Anbringung einer Querstange in einem einfachen Frühbeet.

Bei der Verwendung eines Alltop-Frühbeetes werden Wärmelampe und Elsteinstrahler benötigt. Verwendet man kein Alltop-Frühbeet, so ist dieses zusätzlich mit einer UV-Lampe auszustatten.


Jetzt kann das Frühbeet bepflanzt sowie mit Steinen, Höhlen und Klettermöglichkeiten gestaltet werden.

Einstellen der Technik
Das Einstellen der Technik richtet sich in erster Linie nach der Jahreszeit, deren Temperaturen und der Aktivitätsphase der Schildkröten. Hierbei ist bei der Einstellung der Technik zu unterscheiden, ob die Schildkröten nach der Winterstarre bereits im Übergangsterrarium waren, demnach wach und bereits aufgewärmt sind oder ob diese während der Starre ins Frühbeet überführt werden, um selbstständig Aufzuwachen oder ob die Tiere im Frühbeet überwintert haben und noch starren. Weiterhin ist auch zu bedenken, ob im Sommer oder sogar erst im Herbst ein Tier als Neuankömmling hinzukommt. Je nachdem ist die Einstellung vorzunehmen und der Jahreszeit schrittweise anzupassen (zu erhöhen). Im Herbst sollte auch die Rubrik Hibernation gelesen werden, da dann die Zeiten und die Temperaturen nach und nach minimiert werden. Bitte auch die Zeitumstellung im Frühjahr (März) bedenken. Um die Schildkröten nicht zu verwirren, gleich von Anfang an auf die neue Zeit die Technik einstellen.



Thermotimer und Zeitschaltuhr im Frühbeet. Der Fühler vom Thermotimer befindet leicht über dem Boden.


Hier zum Download ein paar Beispiele, wie eine Einstellung der Technik - je nach Ausgangslage - aussehen könnte, die allerdings leicht abweichen kann.




Einrichtung des Freigeheges

Bodenbeschaffenheit
Orientiert man sich am natürlichen Lebensraum, so ist der Boden sehr kalkhaltig, steinig und oftmals sandig. Es sollte möglichst keine Rasenfläche sein, sondern natürlicher Gartenboden, der ungedüngt ist. Es empfiehlt sich, die obere Gartenschicht auszuheben und damit das Gelände zu modellieren. Hiermit können diverse Wege, Hügel und Senken geschaffen werden. Danach kann eine Sand-/Kiesschicht und Kalksteinbruch oder Dolomitkalk (z. B. Hornbach) aufgebracht werden. Der Dolomitkalk sollte dann nochmal mit einer dünnen Schicht Gartenerde bedeckt werden. Man kann auch Steinmehl verwenden. Weiterhin kann auch teilweise Muschelgrit verteilt werden, den ich meistens um die Pflanzen verstreue. Schildkröten fressen diesen sehr gern und haben damit eine weitere, natürliche Kalziumquelle.


 

Dolomitkalk von Hornbach                            Muschelgrit bzw. Muschelschrot



Schalen & Näpfe
Im Freiland benötigen Schildkröten ebenfalls eine Trink- und Bademöglichkeit. Hierzu empfehle ich die gleiche Ausstattung wie im Frühbeet.



Ausschnitt aus dem THB-Gehege mit Trink-und Badeschale


Versteckmöglichkeiten
Auch im Freiland werden Verstecke benötigt, damit sich die Tiere bei extremer Hitze oder auch bei einem Schauer Unterschlupf finden. Empfehlen kann ich Korkröhren, halbierte Tontöpfe und  PVC-Rohr sowie selbstgebaute (einsturzsichere) Steinhöhlen.



selbstgebaute Steinhöhle im THB-Gehege, die besonders gern bei Hitze von den Tieren angenommen wird



Klettermöglichkeit
Im natürlichen Habitat klettern die Schildkröten den ganzen Tag. Sie müssen diverse Äste, Zweige, Geröll und Steine überwinden. Dies sollten sie auch im Freigehege vorfinden. Hierzu bieten sich Baumwurzeln oder Baumstumpen an, aber auch lange, verzweigte Äste, Wurzeln, ausgehöhlte Baumstämme, angehäufte Hügel, Senken oder Mulden und natürlich diverse Steine in allen Größen.



Ausschnitt aus dem TM-Jungtier-Gehege mit Hügeln, Senken, Wegen, Steinen, Trittplatte und Futterpflanzen



Bepflanzung
Der Bepflanzung ist besonderes Augenmerk zu schenken. In der Natur finden Schildkröten Buschlandschaften, aber auch kargere Gegenden, flache und breite Büsche, Futterpflanzen und diverse Sträucher. Hierbei ist zu beachten, dass Schattenpflanzen zur Verfügung stehen, aber auch Sonnenplätze reichlich vorhanden sein müssen. Mehr dazu unter Gehegepflanzen.



Versteckt im hohen Gras...


Einfriedung
Die Einfriedung habe ich bereits ausführlich hier beschrieben. Sie sollte dem Zweck dienen, aber auch ästhetisch in die eigene Gartenlandschaft passen.



Wie sollte gestaltet werden?
Als erstes sollte die Einfriedung erfolgen, um einen Gesamtüberblick über das Gehege zu erhalten. Der Boden ist entsprechend her und eine Grundstruktur einzurichten. Dann sollte die Bepflanzung erfolgen, Höhlen, Verstecke und Steine verteilt werden. Auch trockene Sonnenplätze für ausgiebige Sonnenbäder mit Wasserschalen sind anzuordnen, möglichst so, dass sie den ganzen Tag an einem sonnigen Standort sind. Zum Schluss kann man das ganze noch mit Muschelgrit gut strukturieren.


Letztes Update: 25. März 2008