Oft hört man, dass sich zwei Jungtiere wie geschlechtsreife Tiere in der Paarungszeit benehmen, in dem das eine Tier auf das andere aufreitet. Das hat jedoch keineswegs mit dem Hinweis auf das Geschlecht zu tun. Dieses Verhalten ist normal und wurde bereits bei Schlüpflingen sowie geschlechtsreifen Männchen und Weibchen beobachtet.

Bei einer naturnahen Aufzucht mit jährlicher Winterstarre und artgerechter Fütterung, ist eine sichere Bestimmung der Geschlechter unter 5-6 Jahren (z. B. Testudo hermanni) kaum möglich. Erst ab einer Größe von ca. 10 cm wachsen die Weibchen schneller als die Männchen. Weiterhin bilden sich ab dieser Größer die Geschlechtsmerkmale aus. Das heißt aber nicht, dass mit Erkennung des Geschlechts die Tiere auch geschlechtsreif sind.

In menschlicher Obhut wachsen die Tiere allgemein schneller als im natürlichen Lebensraum, da ihnen stets Futter zur Verfügung steht. Das heißt, dass unsere Tiere meistens etwas eher die Geschlechts- reife erreichen.


Ungefähre Richtwerte, wann welche Art die Geschlechtsreife erreicht:


 Art/UnterartWeibchen
Männchen
 Testudo hermanni
7-12 Jahre ab ca. 500 g
6-7 Jahr ab ca. 400 g
 Testudo boettgeri
7-12 Jahr ab ca. 800-1000 g
7-8 Jahre ab ca. 600 g
 Testudo marginata
10-12 Jahre ab ca. 1800 g
10-12 Jahre ab ca. 1500 g
 Agrionemys horsfieldii
ab ca. 700 g
 
 Centrochelys sulcata
10-12 Jahre ab ca. 15-20 kg
etwa 3 Jahre früher


Welches Geschlecht?

Männchen bleiben meistens*) kleiner und die Randschilde (Marginalschilder) wachsen über den Hinterbeinen stärker nach außen und das Schwanzschild biegt sich mehr nach innen. Von oben betrachtet sehen daher Männchen auch eher trapezförmig aus. Desweiteren wird der Schwanz dicker sowie der Hornnagel deutlich länger und größer als bei den Weibchen. Bei älteren Männchen, ab ca. 10 Jahren, ist der Bauchpanzer typisch konkav (nach innen gewölbt).


Plastronansicht eines adulten THB-Männchens (WF)     Carapaxansicht


Ansicht Schwanzschild                           Schwanz eines anderen THB-Männchens


Seitenansicht Marginalschilder



Weibchen werden hingegen meistens*) viel größer und fülliger als Männchen, ihr Schwanzschild ist nicht nach innen gebogen, der Bauchpanzer ist konvex (gewölbt/gerundet), Schwanz und Hornnagel sind kürzer und leicht gebogen.


Plastronansicht eines adulten THB-Weibchen (WF)          Carapaxansicht


Ansicht Schwanzschild                    Schwanz eines anderen THB-Weibchens


Seitenansicht Marginalschilder

Beide Tiere (Fotos oben) sind Wildfänge aus den 70er, die leider nicht optimal gewachsen sind. Ich habe die Tiere bereits so übernommen und sie nach der vorgeschriebenen Quarantänezeit und mehreren Untersuchungen (u. a. Herpestest) in eine bestehende Gruppe integriert.

*) Ich gehe hierbei von den üblichen Testudo-Arten aus. Eine Ausnahme bildet Centrochelys sulcata, hier werden die Männchen größer und schwerer als die Weibchen.



Was ist nun juvenil, semiadult und adult?


Alle drei Begriffe sind vom Geschlecht und dem Alter abhängig.


 JuvenilBei diesem Tier ist das Geschlecht noch unbekannt, sprich es ist noch nicht
erkennbar wie z. B. bei einem Schlüpfling oder einem jugendlichen Tier.

Carapax eines TM-Schlüpflings, 2006                            Plastron eines TM-Schlüflings, 2006

 SemiadultDas ist ein Tier im "Teenager-Alter", das Geschlecht ist bestimmbar und auch
zu erkennen, aber es ist noch nicht geschlechtsreif.

Carapax einer THH, 2004, männlich                            Plastron einer THH, 2004, männlich

 AdultHierbei handelt es sich um ein bereits erwachsenes Tier, welches eindeutig
im Geschlecht bestimmbar ist und es ist geschlechtsreif.

Plastron einer THH, weiblich                                  Schwanz einer weiblichen THH

Letztes Update: 28. Juli 2009