Jungtiere sind grundlegend feuchter zu halten als adulte Tiere. Hier spielt das Substrat eine enorme Wichtigkeit. Auch wenn in der Natur die Jungtiere auf eher trockenem Boden leben, so ist dieser nicht mit unseren Verhältnissen zu vergleichen. In der Natur finden die Jungtiere eine optimale Umgebung. Sie leben in den ersten Jahren zurückgezogen im Buschwerk, welches genügend Feuchtig- keit spendet. Auch der Morgentau auf den Pflanzen wird unmittelbar beim Durchstreifen aufge-nommen.


So klein sind Schlüpflinge, ihre Panzer sind noch sehr weich und verletzlich. Sträucher und Buschwerk bieten ihnen den nötigen Schutz.

 

Holzhäcksel, Buchenspäne, Rindenmulch, Kies, Cocos-Brinks usw. sind völlig ungeeignete Substrate und haben in der „Schildkrötenunterkunft“ nichts verloren. Für die Aufzucht europäischer Landschild-kröten ist möglichst normale Gartenerde oder ein Gemisch aus Gartenerde und Floraton3 zu verwenden, welches stets feucht – nicht nass – gehalten wird. Besonders im Hochsommer trocknet die Erde schnell aus und ein tägliches „Gießen“ bzw. Besprühen ist ein Muss. Auch gelegentliches Baden und stets das Vorhandensein einer Wasserschale sind unabdingbar. Jungtiere dehydrieren aufgrund ihrer Körpergröße schneller als ältere Tiere, daher sollte man seine Tiere gut beobachten und darauf achten, dass sie auch von alleine in die Wasserschale gehen und ausgiebig trinken. Die Höhe der Wasserschale ist relativ niedrig zu wählen, so das sie trinken können aber auch beim Verharren darin nicht ertrinken. Am besten legt man ein paar kleine Streine hinein, falls sie Schwierig-keiten beim Verlassen der Schale haben. 


Beispiel für eine Jungtieraufzucht. Hier in einer separaten Box, die am Tage in ein gesichertes Freilandgehege gestellt wird - stressfrei und unkompliziert.

 

Wie oft falsch beraten, werden junge Schildkröten im Terrarium gehalten. Sie erleiden hiermit in den ersten Jahren schwere und nie wieder gutzumachende Schäden. Eine Terrarienhaltung ist absolut abzulehnen!!! Bereits die Jungtiere werden unmittelbar nach dem Schlupf in ein hochwertiges Frühbeet, am besten aus Alltop, gehalten. 


Das erste Mal ins Freiland...


Eigentlich unterscheidet sich die Haltung der Jungtiere kaum von den adulten Tieren. Das Frühbeet und Größe des Freigeheges, die Einfriedung sowie Schlafhöhlen und Wasserschalen sind in ange- messener Größe zu wählen. Das Frühbeet und Freiland müssen jeder Zeit erweiterbar sein. Weiterhin sind die Jungtiere etwas wärmer zu halten und sollten nicht unter 15 °C in das Freiland gelassen werden. Bei Regen oder Schlechtwetterperioden bleiben die Tiere grundlegend im warmen Frühbeet. Die Temperaturregelung und Lichtzeiten sind den Jahreszeiten anzpassen.


Eine kleine THB - gerade mal 24 Stunden alt, nur so groß wie ein 5 DM-Geldstück und 13 g leicht.

 

Im Frühbeet sowie im Freiland ist auf eine großzügige Bepflanzung zu achten, die Versteck- und Schattenplätze bietet. Die Kleinen bevorzugen in den ersten Jahren gern ein „zurückgezogenes“ Leben und man wird sie nur selten sehen. Ebenfalls ist die Gesamtgröße des Geheges viel kleiner zu wählen, als es bei adulten Tieren der Fall ist. Die Mindesthaltungsbedingungen sind niemals zu unterscheiten!

 

Daher empfehle ich für die Haltung von 2 – 10 Jungtieren folgende Ausstattung:

 

  • Gesamtfläche von mindestens 4 m²
  • Alltop-Frühbeet von mindestens 100 - 120 cm
  • automatischer Fensteröffner
  • ober- und unterirdische Einfriedung von jeweils 25 cm
  • 1 x 1 cm Gitterabdeckung für das Freiland
  • Korkröhren, halbierte Blumentöpfe o.ä. als Unterschlupf (möglichst in Panzerhöhe)
  • Steine und Steinplatten, Äste oder Wurzeln
  • 2 – 3 Wasserschalen (im Frühbeet und Freiland)
  • Wärmelampe mit mind. 80 W Par-Strahler
  • Heizung (Elsteinstrahler, Deckelheizung oder Frostwächter)
  • Sepiabröckchen oder gemörserte Eierschalen

 

Sämtliche Ausstattung ist so anzubringen bzw. aufzustellen, dass diese einsturzsicher ist – auch beim Untergraben.


Auch die Jungtiere werden bereits mit Wildkräutern und Blüten gefüttert. Besonderes Augenmerk sollte auf eine kalziumreiche Nahrung gelegt werden.


Die Fütterung erfolgt analog den adulten Tieren. Es werden ebenfalls Wildkräuter, diverse Blüten sowie im Hochsommer Agrobs gefüttert. Hier ist lediglich auf die Menge zu achten. Gelegentlich können größere Pflanzen etwas klein geschnitten werden. Von der Fütterung mit Gemüse, Salat und Obst ist dringend abzuraten.


 

Ebenfalls völlig falsch ist die Auffassung das Schlüpflinge in den ersten 1 – 2 Jahren keine Winter-starre benötigen! Richtig ist: Selbstverständlich starren auch Schlüpflinge ab dem ersten Winter!!! Werden die Tiere im Freiland gehalten, so bereiten auch diese sich selbstständig auf die Winterstarre vor, hören auf zu fressen und buddeln sich ein. Um so wichtiger ist es ein gut isoliertes Frühbeet sowie eine hochwertige Heizung zu kaufen, um selbst die Kleinen so lange wie möglich „Draußen“ zu lassen, um sie dann unmittelbar in den Kühlschrank zu überführen. Es ist abzulehen die Jungtiere im Herbst in ein Terrarium zu setzen, hiermit erwirkt man genau das Gegenteil von einer Vorbereitung zur Winterstarre. Ebenfalls ist es unverantwortlich die Tiere gar nicht starren zu lassen. Die Auswirkungen sind später völlig übergewichtige Tiere, die krankheitsanfällig sind und erhebliche Panzerschäden durch zu schnelles Wachstum aufweisen. Weibliche Tiere können durch fehlende Winterstarre sogar unfruchtbar werden. Nur kranke oder medikamentös zu behandelnde Tiere sind von der Winterstarre auszuschließen. Diese werden in einem zimmerwarmen Terrarium gehalten. Hier ist auf ausreichende UV-Versorgung (UV-A und UV-B) zu achten. Ausführliche Informationen zur Winterstarre und deren Vorbereitung findet man unter Hibernation.


Auch diese kleine Pantherschildkröte unterscheidet sich kaum von der Größe europäischer Landschildkröten und möchte groß und stark werden.


Die Länge der Winterstarre bei Jungtieren ist den adulten Tieren gleichzusetzen. Ich verzichte auf eine verkürzte Starre, da auch die Jungtiere in der Natur nicht kürzer starren und sich dem Klima anpassen müssen. Einige Halter lassen ihre Jungtiere nur 6-8 Wochen starren - das ist Ansichtssache. Meine Tiere starren ab dem ersten Winter mindestens 3 1/2 Monate. Sind keine Gewichtsverluste erkennbar, starren sie auch länger.


Letztes Update: 19. Juli 2009