Die richtige Einrichtung eines Terrariums ist von großer Bedeutung in der Innenhaltung von Schildkröten, da den Tieren „künstlich“ die volle Natur nachempfunden werden muss. Die Ansprüche sind hoch, die Kosten nicht zu unterschätzen und die tägliche Pflege intensiv und zeitaufwendig. Die Einrichtung ist das A und O für das Wohlbefinden der Tiere und sollte daher weder lieblos noch leichtsinnig erfolgen.


 

Andrang auf dem Sonnenplatz...                              Relaxen mit ausgestreckten Beinen...


Was wird alles benötigt?

Bodensubstrat
Es beginnt bereits mit dem richtigen Bodensubstrat. Hierbei gehen die Meinungen wieder sehr auseinander. Wichtig ist dabei, dass das Substrat nicht schimmelt, nicht staubt, nicht gedüngt, grabfähig und leicht feucht zu halten ist. Aus eigenen Erfahrungen kann ich daher nur Floraton3 (Floragard) oder ungedüngte Anzuchterde, Gartenerde/Maulwurfserde und Pinienbark wirklich empfehlen.


Übergangsterrarium von Tm, hier noch teilweise mit Kokosfasersubstrat, welches ich aber nicht empfehlen kann und daher schnell wieder aus dem Terrarium entfernt habe - es trocknet zu schnell aus und staubt. Meine Marginatas haben es nicht vertragen.


Diese drei Substrate kann man auch wunderbar untereinander mischen. Hier in der Nähe von Berlin, kann leider nur die Firma Ruckdeschel & Söhne (in Berlin-Zehlendorf) Floraton3 anbieten. Der 70 L Sack kostet 8,35 € per Selbstabholung. Anzuchterde erhält man in jedem Baumarkt, dabei ist aber auf die Ungedüngtheit zu achten, was relativ schwer zu finden ist. Garten- sowie Maulwurfserde ist umsonst, wobei Maulwurfserde sehr zu empfehlen ist; sie stammt aus dem tieferen Erdreich, ist meistens ohne Wurzeln und hat eine perfekte Feuchtigkeit. Ich verwende sie auch als Substrat zur Überwinterung. Pinienbark (Floragard) kaufe ich im Baumarkt als Naturprodukt und mische es mit Garten- oder Maulwurfserde bzw. bringe es im Schlafbereich ein. Dieses gibt es in verschiedener Absiebung. Pinienbark ist 100% reine, naturbelassene Pinienrinde, die es in verschiedenen Absiebungen (Größen) gibt.

  



Schalen & Näpfe
Um den Schildkröten Futter sowie eine Trink- und Bademöglichkeit anzubieten, empfehle ich flache Gefäße, die der Größe des Tieres gerecht werden. Hierzu eignen sich viele Blumenunter- setzer oder die handelsüblichen Schalen aus Polyharz oder Kunststoff. Zu beachten ist, dass die Schalen/Untersetzer einen flachen Rand haben, damit die Schildkröten diesen unproblematisch überklettern können und nicht dabei zur Seite kippen und dann auf dem Rückenpanzer landen. Das Trinkgefäß, welches grundlegend auch als Bademöglichkeit genutzt wird/werden kann, muss ebenfalls flach und leicht überwindbar sein. Die Höhe und Füllmenge richtet sich nach dem kleinsten Tier, damit auch dieses nicht ertrinkt, wenn es baden geht. Weiterhin müssen die Schalen so schwer sein, damit sie nicht beim überklettern wackeln oder sogar umkippen. Wer Trink- und Badegefäß separat anbieten möchte, dem empfehle ich als Trinkgefäß eine Stülptränke. Diese hat den Vorteil, dass sie nicht verschmutzt werden kann und Wasser immer in ausreichender Menge vorhanden ist. Einige Halter verwenden auch Futtertröge für Heu oder Grünfutter, damit auch dieses nicht mit Kot oder Urin verschmutzt wird.


 

Terrakotta-Schalen, unglasiert                                       Terrakotta-Schale, glasiert


 

Stülptränke, es gibt verschiedene Ausführungen    Futtertrog aus Kunststoff


Weiterhin eignen sich flache Terrakotta-Untersetzer oder am Rand abgeflachte Blumenunter- setzer ebenfalls sehr gut. Bei der Wahl des Trink- und Badegefäßes verwende ich für meine kleineren Tiere unglasierte Terrakotta-Schalen. Diese sind zwar schwerer zu reinigen, aber die Tiere rutschen durch das stumpfe Material nicht aus und können jederzeit ohne Probleme wieder das Gefäß verlassen. Nur bei meinen adulten Tieren benutzte ich glasierte Schalen, da diese sehr gerne zum Abkoten benutzt werden. Als Futterschalen verwende ich abgeflachte Untersetzer oder Steinplatten.


 

Blumenuntersetzter mit abgeflachten Rand   Futterschale aus Polyharz (Fachhandel)



Versteckmöglichkeit
Um sich zurückzuziehen oder für die Nacht, benötigen Schildkröten einen Unterschlupf bzw. Versteckmöglichkeiten. Die Auswahl im Fachhandel ist recht groß. Empfehlen kann ich Kork- rinden – die auch sehr gern zum Klettern genutzt werden – Tontöpfe, PVC-Rohr, welches in der Mitte (Halbkreis) geteilt werden kann, Holzbrücken oder Versteckhöhlen. Korkrinden werden sehr gern angenommen und sind absolut natürlich. Auch hängende oder großblättrige Pflanzen (Funkie) können mit eingebracht werden.


 

Korkrinde aus dem Fachhandel                             naturbelassene Holzbrücke Marion Minch/samenkiste.de


 

Rückzugsecke: Brücke, Kork und Grünlilie            Höhle, auch zum Klettern - Marion Minch/samenkiste.de



Klettermöglichkeit
Auch hier ist die Auswahl an Produkten im Fachhandel groß. Ich habe mich erstmal bei mir zu Hause umgesehen, ob sich etwas Brauchbares finden lässt. Möglich sind sämtliche Natursteine, von lang bis kurz, flach und etwas höher. Auch die erwähnten Korkrinden sowie Äste, Wurzeln oder Kletter- und Pflanzsteine eigenen sich wunderbar. Durch unterschiedliche Höhen des Boden- substrates lassen sich auch kleine Hügel aufschütten.


 

diverse Natursteine aus dem Garten                           Mangrovenwurzel, Fachhandel


  

Kletter- und Pflanzstein                                              zwei von meinen Testudo maginatas beim Klettern



Krallenpflege
Damit sich auch die Krallen im Terrarium natürlich abnutzen, lege ich einfach alte, stumpfe Fliesen, Bruch- oder Terrazzo-Platten mit rein, besonders gern verwende ich diese am Sonnenplatz. Durch das Überqueren dieser Platten, erfolgt die natürliche Krallenpflege.


alte Terrazzo-Platte und Bruchsteinplatte aus dem Fachhandel



Bepflanzung
Etwas Grün im Terrarium kann nicht nur nützlich sein, sondern sieht auch schön aus. Die einfachste, günstigste und natürlichste Bestückung mit Pflanzen kann durch Ausstechen von kleinen Rasen- flächen im Garten erfolgen. Alle Pflanzen müssen selbstverständlich ungedüngt sein. Man kann z. B. Wildkräuter oder Futterpflanzen aussähen, diese sind allerdings sehr schnell verspeist und es muss zeitweise eine Abtrennung erfolgen, damit diese wieder nachwachsen. Gut eignen sich Zimmer-Pflanzen, die ungiftig sind, nicht zu groß werden und von denen gelegentlich auch genascht werden kann. Hierbei denke ich an Funkie, Zimmer-Hibiskus, Weihnachtskaktus, Grünlilie, Bubikopf, Fuchsie, Mastrix usw. Einige Pflanzen können direkt eingepflanzt, andere sollten eher mit Topf hineingestellt werden.



Technik
Leuchtmittel, Halterungen usw. befinden sich unter Technik.



Wie sollte gestaltet werden?
Nach Einbringung des Substrates, welches ungefähr die doppelte Höhe des größten Tieres haben sollte, wird das Terrarium in etwa drei Klimazonen eingeteilt und dann eingerichtet. Hierbei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Ich lege viel Wert auf ein natürliches Aussehen und verwende auch möglichst viele Naturprodukte. Die Orientierung am natürlichen Lebensraum sollte im Vordergrund stehen.


 kühle Zone
mittelwarme Zone
sehr warme Zone
• dunkel, möglichst kaum Licht 
Bodensubstrat ist feucht,
   locker und grabfähig

• dient zum „Abkühlen“,
   ausruhen, zurückziehen
Schlafbereich
Versteckmöglichkeiten
• hell, UV-Lampe
Futterplatz
Trink- und Badeschale
Substrat leicht feucht
• Klettermöglichkeiten

Steinplatten, Äste usw.
• trocken
Tageslichtlampe
Wärmespot
• Sonnenplatz zum
   Aufwärmen

Hier ein paar Beispiele von dem Terrarium 160x100x50 für zwei Thh, die ich 2006 im Winter als Notabgabetiere aufgenommen habe. Sie sind 2007 in ein ca. 10 m² Freilandgehege gezogen.


Futterplatz unter dem UV-Strahler mit Steinplatten und Futternäpfen


Ein Gesamtüberblick: vorn links der Sonnenplatz, Mitte Futterplatz, Pflanzen und Klettermöglichkeiten,
hinten kühle, feuchte und dunkle Zone mit Verstecken und Schlafhaus



Der Sonnenplatz mit Wärme-Spot, Badeschale und schwarzer Schiefersteinplatte, die die Wärme sehr

lange hält.



Blick über das Terrarium von einer anderen Seite, man kann sehr schön die Substrate sowie den
hellen Sonnenplatz und links den dunklen Schlafplatz erkennen.


Der Schlafbereich sollte genügend Verstecke oder Unterschlupfmöglichkeiten haben. Ich fülle diesen Bereich mit Sphagnum-Moos auf, welches ich feucht halte. Das Substrat halte ich mit einer Sprühflasche (für Zimmerpflanzen) feucht.


Schlafplatz: selbstgebaute Steinhöhle mit Spaghnum-Moos - Tm Übergangsterrarium


In der mittelwarmen Zone gestalte ich die Futter-, Trink- und Badeplätze, versehen mit Steinen, Ästen und Steinplatten. Hier bringe ich die UV-Lampe sowie die Tageslichtlampe an. Die sehr warme Zone wird mit einem ausgiebigen Sonnenplatz und dem Wärmestrahler gestaltet. Je nach Licht- und Wärmebedarf der Pflanzen, werden diese im Terrarium untergebracht.



Einstellen der Technik
Das Einschalten der Tageslichtlampe richtet sich nach dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Mit Aufgehen der Sonne und merkbarer Zunahme der Helligkeit, schalte ich als erstes die Tageslichtlampe ein und etwas später den Wärmespot. Die UV-Lampe wird etwa 1-2 Stunden nach Tagesanbruch zugeschaltet. Beim Ausschalten der Technik zum Tagesende verkehre ich in umgedrehter Reihenfolge: Erst geht die Sonne unter (UV-Lampe aus), dadurch ist es nicht mehr so warm (Wärme-Spot aus) und dann bricht die Dunkelheit ein (Tageslichtlampe aus).

In der Praxis (Herbstzeit) könnte dies in etwa so aussehen:

 Tageslichtlampe: 08.00 - 17.00 Uhr
 Wärme-Spot: 08.30 - 16.00 Uhr
 UV-Lampe: 09.00 - 15.00 Uhr

Letzes Update: 16. Februar 2008