Grundlegend gilt:
NIEMALS
eine neue Schildkröte zum vorhandenen
Bestand setzen, sondern immer eine Quarantäne einhalten!!!
Was heißt eigentlich Quarantäne?
Unter Quarantäne versteht man eine zeitlich befristete Isolierung von Tieren, die verdächtig sind, an bestimmten Infektionskrankheiten erkrankt oder Überträger dieser Krankheiten zu sein. Die Dauer der Quarantäne richtet sich nach der Inkubationszeit der vermuteten Krankheit. Die Quarantäne ist eine sehr aufwendige, aber auch eine sehr wirksame Maßnahme, die insbesondere bei hochansteckenden Krankheiten mit hoher Sterblichkeit angewendet wird.(Quelle: Wikipedia)
1. Ankunft zu Hause – was ist zu beachten?
Gehen Sie immer davon aus, dass der Neuzugang irgendwelche Krankheiten haben könnte, auch wenn Ihnen das Tier äußerlich völlig gesund erscheint. Auch Parasiten, die zwar behandelbar sind, würden die gesunden Tiere befallen und statt eine Schildkröte zu behandeln, müssten gleich alle behandelt werden.
Schauen Sie sich das neu erworbene Tier noch mal genau an.
Kontrollieren Sie den Panzer auf Schäden sowie die Panzeröffnungen auf
äußerliche Parasiten, die Gliedmaßen sowie den Halsbereich auf großflächige Häutung,
farbliche Veränderungen usw. Prüfen Sie das Maul auf normal lange
Horn- schneiden, rosafarbene Zunge sowie trockene Nasenöffnungen ohne
Schleimabsonderung, klare Augen usw.
Panzerverletzung
Wurde Ihnen die neue Schildkröte per Tierspedition überbracht, kontrollieren Sie sicherheitshalber auch die Zeichnung des Panzers (Bauch- und Rückenpanzer) mit den Fotos in den übersandten Papieren.
Waschen Sie sich nach dem Kontakt mit dem Tier gründlich die Hände; sicherheitshalber desinfizieren.
2. Erstversorgung nach dem Transport
Meistens hat die neue Schildkröte einen längeren Transport
über mehrere Stunden oder sogar Tage hinter sich. Dabei hat sie garantiert in
die Transportbox gekotet. Säubern Sie als erstes den Bauch- panzer unter fließend
warmem Wasser. Setzen Sie die Schildkröte in eine große Schüssel oder
Bade- wanne, ebenfalls in handwarmes Wasser. Wählen Sie die Höhe des Wassers so,
dass das Tier noch bequem den Kopf aus der Panzeröffnung strecken kann, ohne
dass dieser bereits unter Wasser ist. Auch wenn das Tier nicht trinkt, so nimmt
es durch das warme Bad Flüssigkeit über die Haut auf. Belassen Sie sie ca.
15-20 Minuten in dem Wasser. Eventuell zwischendurch das Wasser tauschen, wenn dieses
zu kalt wird. Nach dem Bad trocknen Sie das Tier gründlich ab.
Zwei badende THB in der Badewanne...
Wiegen Sie die Schildkröte und messen Sie die Länge (Stockmaß) des Panzers. Notieren Sie sich die Angaben und heben Sie sie gut auf.
Und wieder bitte gründlich Hände waschen nicht vergessen.
3. Unterkunft/Ausstattung und Eingewöhnung
Nachdem die Schildkröte gebadet, gewogen und gemessen wurde,
setzen Sie das Tier unbedingt EINZELN
in dessen vorübergehende Unterkunft. Reichen Sie Futter.
Je nach Art und Herkunft ist die Unterkunft
so zu wählen, dass es dem Tier an nichts mangelt. Europäische Schildkröten sind
daher in einem Frühbeet mit Heizung, Wärmelampe, (eventuell UV-Lampe),
Schlafhöhle, Klettermöglichkeiten, Wasserschale und angrenzendem Freiland
zu halten. Auch wenn Sie das Tier erst im Herbst erworben haben, setzen Sie es
unbedingt ins Frühbeet und nicht in ein Zimmerterrarium. Haben Sie z. B. eine
Stern-, Panther- oder Spornschildkröte erworben, so ist diese nur im Sommer bzw. an warmen Tagen im
Freiland zu halten. Ab Herbst kann sie in ein Zimmerterrarium gesetzt werden.
Erkundigen Sie sich daher vorher wie die entsprechende Art gehalten werden
muss.
Beobachten Sie die neue Schildkröte in den kommenden Wochen ausgiebig. Machen sich Verände-rungen bemerkbar, sollten Sie das Tier umgehend einem kundigen Reptilien-Tierarzt vorstellen.
4. Medizinisch notwendige Untersuchungen
Um zu wissen, ob das erworbene Tier krank ist und eine Gefahr droht, sind schnellstmöglich eine Kotuntersuchung sowie ein Herpes-Test notwendig. Diese beiden Untersuchungen sind ein absolutes Muss wenn das Tier in eine vorhandene Gruppe integriert werden soll. Auch wenn nur ein Zweittier vorhanden ist, sind diese Untersuchungen unbedingt notwendig.
Am besten Sie stellen das neue Tier umgehend Ihrem Tierarzt vor. Bei dem Transport zum Tierarzt wird die Schildkröte zu 99,9 % in die Transportbox koten. Somit ist eine frische Probe vorhanden, die der Tierarzt sofort untersuchen kann. Es ist ratsam eine parasitologische (Parasiten) und mikrobio-logische (Bakterien und Pilze) Untersuchung des Kots durchführen zu lassen. Es kann aber auch vor Ort ein Abstrich aus der Kloake entnommen und untersucht werden. Oder Sie nehmen direkt frischen Kot (nicht älter als 3 Tage) zum Tierarzt mit. Das Ergebnis mit Behandlungsempfehlung wird Ihnen vor Ort mitgeteilt. Gleichzeitig erhalten Sie - falls die Kotprobe auffällig war - entsprechende Medikamente, die oral eingegeben werden.
Ein Herpes-Test kann nur von einem erfahrenen Tierarzt
durchgeführt werden. Sind äußerlich keine Anzeichen erkennbar, wird der
Tierarzt eine Blutprobe entnehmen und diese entweder an das Staatliche Veterinäruntersuchungsamt Detmold
oder an das Institut für Zoologie, Fischereibiologie und Fischkrankheiten der
Uni München einsenden.
Bei einem sichtlichen Krankheitsverdacht auf Herpesviren wird der Tierarzt einen Abstrich aus dem Maul entnehmen. Das Ergebnis liegt frühestens 2-3 Wochen nach der Entnahme vor und sollte mindestens ein weiteres Mal wiederholt werden. Am besten wird ca. 4-8 Wochen nach der Neuanschaffung erstmals getestet. Ein weiterer Test sollte entweder nach der Winterstarre bzw. 10-12 Monate nach dem ersten Test durchgeführt werden. Ein negatives Ergebnis heißt nicht, das die Schildkröte herpesfrei ist, sondern nur, dass zum Zeitpunkt der Entnahme keine Antikörper nachweisbar waren. Es könnte sich daher auch um ein frisch infiziertes Tier, welches noch keine Antikörper gebildet hat, oder um einen verbogenen Virusträger handeln. Eine 100%ige Garantie gibt es leider nicht.
Seien Sich daher bewußt: Herpesviren sind auf andere Schildkröten übertragbar und
verlaufen meistens tödlich!!! Daher ist ein Herpes-Test unbedingt notwendig.
Eine Heilung ist momentan nicht möglich, das infizierte Tier kann nur lindernd unterstützt werden, das Immunsystem gestärkt und die Virusvermehrung gemindert werden.
5. Dauer der Quarantäne
Die Frage der Dauer kann nicht wirklich exakt genannt
werden. Die Empfehlung liegt aber bei mindestens 1 Jahr. Mittlerweile wird
sogar empfohlen, das neue Tier für mehrere Jahre in Quarantäne zu halten. Es
konnte nämlich nachgewiesen werden, dass die Inkubationszeit (Zeit der Ansteckung bis
zum Ausbruch) bei einem frisch infizierten Tier bis zu einem Jahr oder länger
dauern kann. Daher sollte unter 1 Jahr kein Neuzugang zum Altbestand gesetzt
werden.
Letztes Update: 29. Mai 2009