Paarungsakt von zwei Dosenschildkröten aus dem Tierpark Berlin


Im natürlichen Habitat wurden zwei Hauptbalzperioden beobachtet. Die erste tritt bei entsprechenden Außentemperaturen ca. 2 - 4 Wochen nach der Winterstarre im Frühjahr ein und die zweite im Herbst. Der Grund dafür sind die kühleren Nächte und oftmals ein kurzer Regen, der die Männchen zur Paarung stimuliert. In Deutschland konnten jedoch oft fast ganzjährig Balzaktivitäten beobachtet werden, da bei uns auch im Hochsommer längere Kaltwetterfronten möglich sind.

Um eine Paarung einzuleiten, müssen natürlich beide Geschlechter im gleichen Gehege vorhanden sein. 


Meine Sulcatas im Frühjahr...

Immer beginnen die Männchen mit dem Werberitual. Sie beschnuppern die Weibchen von allen Seiten, umkreisen sie dabei, laufen neben ihnen her oder schneiden ihnen den Weg ab. Sie verfolgen die Weibchen regelrecht! Dabei versucht das Männchen durch Rammstöße, Bisse in Kopf, Hals und Vorderbeine, sie zum Einziehen von Kopf und Beine und dann zum Anhalten zu bewegen. Bleibt das Weibchen einmal stehen, beginnt das Männchen von hinten aufzureiten. Manchmal kann man das Aufreiten vorher auch von der Seite beobachten. Paarungsbereite Weibchen bleiben relativ schnell stehen und heben den hinteren Teil des Panzers – durch Hochdrücken der Hinterbeine - leicht an. Das Männchen läuft dann schnell um das Weibchen herum, um von hinten aufzureiten. Es versucht mit tastenden Bewegungen seinen Schwanz unter die Kloake des Weibchens zu schieben um diese mit seinem Hornnagel zu öffnen und den Penis einzuführen. Bei der Kopulation erzeugen die Männchen während den Stoßbewegungen quitschende bis grunzende oder pfeifende Laute. Dabei hat das Männchen den Hals weit herausgestreckt, das Maul weit geöffnet und die Zunge hängt heraus. Diese Töne werden durch das Herauspressen der Luft aus den Lungen erzeugt. Dabei dauert die reine Kopulation nur wenige Minuten. War diese erfolgreich, ist eine weißlich-schleimige Substanz an den Kloaken ersichtlich.



Nach einer "Verfolgungsjagd" bleibt das Weibchen stehen. Das Männchen versucht ihr in die Vorder-
beine zu beißen.


Nachdem das Weibchen stehen geblieben ist, reitet das Männchen von hinten auf. Der erste Versuch
ist mißglückt und das Weibchen flüchtet.



Ein weiterer Versuch scheint zu glücken, denn es sind die pfeifenden Laute des Männchen zu hören,

das Weibchen bleibt stehen.



...und nochmal...



Paarungsakt von Testudo graeca ibera im Frühjahr, der manchmal ziemlich heftig sein kann...


Ist das Weibchen nicht zur Paarung bereit, wird es auch nicht den Panzer anheben und nach kurzem Verharren schnellstens die Flucht ergreifen. Das gesamte Ritual beginnt von vorn.

Oft paaren sich Weibchen auch mit mehreren Männchen. Sie Samenzellen, die hier aufgenommen wurden, können von den Weibchen über Jahre gespeichert werden. So kann es (auch viel später) zur Eiablage kommen, ohne dass vorher eine unmittelbare Paarung stattgefunden hat. Allerdings sinkt die Befruchtungsrate dabei enorm.


Paarung eines Stigmochelys pardalis-Pärchen im Zoologischen Garten Berlin, welches sehr

höckerig gewachsen, aber noch nicht ausgewachsen ist.


Natürlich kommt es auch vor – und das nicht selten – dass die Männchen die Weibchen derartig stressen, so dass eine Trennung beider Geschlechter notwendig wird. Einige Halter setzen ihre Tiere auch nur zur Balzzeit zusammen und meinen, dass dadurch die Weibchen paarungsbereiter sind. 


Die ersten Paarungsversuche zum Ende des Winters im Innengehege.

Weiterhin kommt es auch oft zu Machtkämpfen zwischen den Männchen, die sich um ihre Begehrte streiten. Dabei beißen sich die Männchen ebenfalls in die Beine und rammen sich kräftig mit dem Panzer. Manchmal versuchen sie auch sich gegenseitig auf den Rückenpanzer zu werfen. Das eine Männchen „gabelt“ sich mit seinem Panzer unter den des anderen Männchens und wirft es schließlich um. Der erste Sieg ging somit an den "Stärkeren".


Letztes Update: 3. Mai 2009